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Saracevic: "Viel Aufwand, aber es lohnt sich"

(c) Andreas Pichler

Aldin Saracevic, General Manager der Vienna D.C. Timberwolves, spricht im Interview mit dem ASKÖ WAT Wien über seine Erfahrungen mit Training unter Corona-Bedingungen, welche Hürden dabei zu bewältigen sind und wie sich ein corona-konformes Training auch im Breitensport realisieren ließe.

ASKÖ WAT Wien: Aldin, ihr seid einer der wenigen Mitgliedsvereine des ASKÖ WAT Wien, der derzeit im ASKÖ Ballsport Center Bernoullistraße trainieren darf. Grund dafür ist die Ausnahmeregelung für Spitzensportvereine. Welche Teams der Vienna D.C. Timberwolves betrifft es überhaupt?

Aldin Saracevic: „Unsere Bundesliga-Teams, also Damen und Herren, trainieren seit Beginn des Lockdowns im November. Später kamen dann noch unsere Akademie-Mannschaften dazu. All diese Spieler*innen fallen unter die Spitzensportverordnung. Seit Jänner dürfen auch unsere Kampfmannschaften im Nachwuchsbereich von U14 bis U19 trainieren, da die Meisterschaft startet. Hier konnte mit dem Sport- und Gesundheitsministerium eine Lösung gefunden werden, dass dies mit regelmäßigen Testungen möglich ist. Das ist zwar ziemlich aufwändig, aber so können immerhin noch sechs weitere Teams trainieren.“

Du sprichst die Testungen an. Welchen Aufwand löst das bei euch aus?

„Derzeit müssen wir einmal pro Woche testen. Wir organisieren unsere Tests immer am Ende der Woche. Diese werden einerseits bei uns im ASKÖ Ballsport Center durchgeführt, andererseits sind seit kurzem auch jene Tests gültig, die in der Teststraße, beim Arzt oder in der Apotheke gemacht wurden. Organisatorisch ist das natürlich ein großer Aufwand, es muss alles dokumentiert werden. Parallel dazu sind unsere Spieler*innen verpflichtet Gesundheitsaufzeichnungen zu führen. Sie müssen nach dem Aufstehen Fiebermessen. Dann müssen sie ein Tagebuch ausfüllen, in dem alle corona-spezifischen Symptome abgefragt werden. Sollte es dabei zu Auffälligkeiten kommen, müssen diese sofort bei unserer medizinischen Kontaktperson im Verein gemeldet werden. Diese entscheidet dann, wie weiter vorgegangen wird. Parallel dazu wird bei unseren Spieler*innen beim Betreten der Halle Fieber gemessen und ein Gesundheitscheck gemacht. Somit werden die Athlet*innen an Trainings- und Spieltagen sogar zweimal gecheckt – der Gesundheitszustand und die Befindlichkeit jedes/jeder Einzelnen können auf diese Weise genau beobachtet werden. So konnten wir schon frühzeitig erkennen, wenn es jemandem schlecht ging und diese Person gleich von der Mannschaft isolieren. Deshalb kam es bislang noch zu keiner einzigen Clusterbildung in unserem Verein. Im Training selbst werden die Mannschaften klar voneinander getrennt, die Trainingsfelder haben genug Abstand und auch sonst wird mit Desinfektionsmittelspendern sowie dem Tragen von FFP2-Masken abseits des Courts auf die Sicherheit geachtet.“

Ist nach deinen Erfahrungen und Einschätzungen ein derartiges Konzept für den Breitensport umsetzbar?

„Ich denke, dass es schon ein bis zwei hauptamtlicher Personen im Verein bedarf, wenn man alles genau umsetzen möchte. Allein der Papierkram, der wöchentlich zu erledigen ist, ist schon ein Wahnsinn. Dazu das Testen und Tracken. Wir arbeiten viel mit Kindern und Jugendlichen, die können dann auch mal etwas vergessen, zum Beispiel das Tagebuch von daheim mitzubringen. Da muss man schon dahinter sein, nachprüfen und kontrollieren. Es ist sehr viel Aufwand, aber es lohnt sich. Wenn man eine/n engagierte/n Trainer*in im Verein hat, die/der bereit ist, neben der Trainingstätigkeit auch Organisatorisches zu übernehmen, dann ist so ein Konzept auch im Breitensport umsetzbar.“

Wie laufen eure Auswärtspartien zur Zeit ab? Habt ihr das Hotel für euch alleine?

„Derzeit gibt es keine Übernachtungen bei Auswärtsspielen. Das haben wir aber auch schon vor Corona sehr selten gemacht, außer bei Spielen in Vorarlberg. Im Moment erfolgt die An- und Abreise unserer Teams am selben Tag. Vor der Abfahrt erfolgt noch eine Testung mittels Antigen-Schnelltest und dann geht es gemeinsam im Bus zum Spiel. Bei den Nachwuchsmannschaften gibt es Fahrgemeinschaften, wobei genau festgelegt ist, wer bei wem mitfährt.“

Wie lautet dein sportliches Zwischenresümee?

„Wir sind sehr froh, dass wir mit beiden Bundesliga-Mannschaften schon früh zu trainieren beginnen konnten. Für die Nachwuchsteams ist es hart gewesen, weil sie monatelang nur trainieren, aber keine Matches bestreiten durften. Aber das haben alle super gemeistert. Was weh tut, ist der Breitensportbereich. Wir sind einer der größten Basketballvereine in Österreich mit über 400 Mitgliedern, von denen dürfen aber derzeit nur knapp 120 trainieren. Somit gibt es für zirka 300 Spieler*innen aktuell kein Training, was uns alle sehr schmerzt. Das schadet uns sportlich und finanziell. Auch für die Zukunft des Sports entsteht hier ein Schaden. Im Moment ist noch nicht abzuschätzen, wie groß die dadurch auftretenden Versäumnisse im Bereich U8, U10 usw. sein werden, da hier der Trainingsbetrieb seit gut einem halben Jahr stillsteht. Bei unseren Bundesliga-Teams läuft es gut. Wir setzen auf Eigenbauspieler*innen und haben sowohl bei den Damen als auch den Herren die derzeit jüngsten Kader der Ligen. Bei den Herren liegen wir im Moment an hinterster Stelle. Da wir aber erst aufgestiegen sind, ist es nicht unsere Intention um den Titel mitzuspielen, sondern den Klassenerhalt zu schaffen. Bei den Damen kämpfen wir um den letzten Platz im Halbfinale, da werden die beiden letzten Partien entscheidend sein. Wir sind generell zufrieden, da es sich um ein langfristiges Projekt handelt. Unser Ziel bleibt es, uns in den kommenden fünf Jahren mit beiden Mannschaften in der Bundesliga zu etablieren.“

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